02.11.2021 –
Am 23. Oktober 2021 trafen sich die Mitglieder der SABU Schuh-Verbund eG zur diesjährigen 69. Ordentlichen Generalversammlung in Berlin.
Zu Beginn begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft Joachim Seibel die rund 140 Gäste im NH Hotel Collection in Berlin und eröffnete seine zwanzigste Generalversammlung als Vorsitzender des Aufsichtsrats. Unter den Gästen waren 85 stimmberechtigte Mitglieder bzw. deren Bevollmächtigte.
Bericht des Vorstands über das Geschäftsjahr 2020
Vorstandssprecher Ulrich Rau zog eingangs Bilanz über die schwierigen und herausfordernden vergangenen 20 Monate, die klar von der Corona-Pandemie geprägt waren. „Als großen Vorteil dürfen wir jedoch die Einbindung in unsere genossenschaftliche Verbandsstruktur hervorheben. Ich selbst könnte mir die Bewältigung einer solchen Krise ohne die Unterstützung, Betreuung und Beratung meiner Verbundgruppe durch die SABU Schuh & Marketing GmbH und die RSB Retail+Service Bank nicht vorstellen,“ so Rau. Allerdings sei völlig unverständlich, dass Lieferanten in dieser schwierigen Zeit durch die Aufkündigung der Zusammenarbeit mit dem organisierten Facheinzelhandel auf die Sicherheit der bankgestützten Zentralregulierung verzichten würden.
Im Anschluss daran erläuterte Ulrich Rau die Entwicklung und Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2020 der Beteiligungsunternehmen RSB Retail+Service Bank GmbH, der SABU Schuh & Marketing GmbH und der unitex GmbH, da diese maßgeblich für die wirtschaftliche Situation der SABU Schuh-Verbund eG sind. Bei allen Tochtergesellschaften hinterließen die temporären Ladenschließlungen sowie behördlichen Einschränkungen und Auflagen in Folge der Corona-Pandemie deutliche Spuren.
Im Geschäftsjahr 2020 hat sich der Gesamtumsatz der RSB Retail+Service Bank GmbH, Kornwestheim, um rund 120 Mio. auf 825 Mio. Euro (- 12,7%) reduziert. Der Jahresüberschuss 2020 verminderte sich deutlich auf 600.000 Euro. Auf mehrfache Empfehlung der Bankenaufsicht BaFin wurde auf die Ausschüttung des Jahresüberschusses verzichtet, um durch Thesaurierung das Eigenkapital der RSB-Bank weiter zu stärken.
Bei der SABU Schuh & Marketing GmbH, Heilbronn, ist der Gesamtumsatz aufgrund der deutlichen Orderzurückhaltung im Jahr 2020 durch die Anschlussfirmen um rd. 31 Mio. Euro auf knapp 269 Mio. Euro (-10,3 %) gesunken. Trotz erheblicher Kosteneinsparungen von über 320.000 Euro musste erstmals seit Jahren ein negatives Ergebnis aus der normalen Geschäftstätigkeit in Höhe von 176.000 verzeichnet werden. Ulrich Rau zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass trotz der weiterhin sehr schwierigen Marktbedingungen aufgrund der eingeleiteten bzw. erreichten Maßnahmen die SABU GmbH spätestens ab dem Geschäftsjahr 2023 wieder ein deutliche positives Ergebnis ausweisen wird.
Die mit SABU-Geschäftsführer Stephan Krug in Angriff genommenen Projekte wie die Regionale Suchplattform für Schuhe www.SABU.DE, das elektronische Rechnungsportal sowie des im Mai 2020 eingeführte Corona-Hilfe-Monitor werden weiterentwickelt. Durch die Unterstützung der verschiedenen Handels-Initiativen wie „Das Leben gehört ins Zentrum“, „Rettet meinen Arbeitsplatz“, „Kauf lokal“, „Hashtag handelstehtzusammen“, „Wir machen aufmerksam“ und die SABU-eigene Initiative „Hier Leben. Hier Kaufen.“ konnte die Lobbyarbeit über den Mittelstandsverbund, dem BDSE, dem BTE, dem HDSL und dem HDE wirksam unterstützt werden.
Ein Highlight war, so der Vorstandssprecher, das Virtuelle SABU Forum Handel heute/morgen am 11/12. November 2020, bei dem sich die Händler konzentriert über alle aktuell relevanten Aspekte des modernen und erfolgreichen unternehmerischen Handels informieren konnten. Das nächste „SABU Forum Handel heute/morgen“ wird virtuell am 03./04.11.2021“ stattfinden.
Die geschäftliche Entwicklung der unitex GmbH, Neu-Ulm, ist ebenfalls durch die Corona-Krise geprägt. Die unitex GmbH erzielte im Geschäftsjahr 2020 einen Zentralregulierungsumsatz von 312,5 Mio. Euro (-12,9%). Trotz des Umsatzrückgangs konnte ein Jahresüberschuss von 1,89 Mio. Euro (-6%) erzielt werden. Mit nun über 800 angeschlossenen Handelsunternehmen ist die unitex in Deutschland die mitgliederstärkste Verbundgruppe für den Modeeinzelhandel.
Zusammenfassend erläuterte Rau die Ergebnisentwicklung der wichtigsten Beteiligungen im Fünfjahresvergleich sowie – daraus abgeleitet – die Beteiligungserträge der SABU Schuh-Verbund eG. Aufgrund des wirtschaftlich weiterhin schwierigen Umfeldes müsse die Verbundgruppe für die kommenden zwei bis drei Jahre mit deutlich geringen Beteiligungserträgen rechnen.
Anschließend ging der Vorstandssprecher kurz auf das Eigenkapital der SABU eG ein, das sich aus den Geschäftsguthaben der Mitglieder, den Ergebnisrücklagen und dem Bilanzgewinn zusammensetzt. Das gesamte Eigenkapital beträgt nunmehr 29,48 Mio. Euro, die Eigenkapitalquote beträgt unverändert 99,5 %. Die Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2020 ist geprägt durch den deutlichen Rückgang der Beteiligungserträge, sodass der Jahresüberschuss auf rd. 987.00 Euro, der Bilanzgewinn auf 1,694 Mio. Euro zurückging.
Bei der Entwicklung der Mitgliederzahlen und den Geschäftsanteilen kann Rau hingegen Positives verkünden: Die Anzahl der Genossen erhöhte sich per Saldo um 19 Genossen, sodass zum Jahresende 2020 die SABU Schuh-Verbund eG 791 Mitglieder verzeichnete. Außerdem konnte erneut ein Wachstum bei den Geschäftsanteilen (+ 4,6 %) verzeichnet werden.
Zum Schluss ging Ulrich Rau auf die Dividendenpolitik der Verbundgruppe ein. Aufgrund der deutlich geringeren Beteiligungserträge und der tendenziell auch in den Folgejahren niedrigeren Jahresüberschüsse könne die über einen langen Zeitraum hinweg weit überdurchschnittliche Dividendenpolitik nicht beibehalten werden.
Deshalb schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Generalversammlung vor, die gestaffelte Mehrdividende vorerst auszusetzen.
Die weitere Generalversammlung wurde vom Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Seibel in bewährter Weise zügig und souverän geleitet. Die Regularien, wie die Feststellung des Jahresabschlusses 2020, die Verwendung des Jahresüberschusses sowie die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat wurden von der Versammlung allesamt einstimmig beschlossen. Die Mitglieder erhalten aus dem Jahresüberschuss eine attraktive Dividende von 5 %.
Wahlen zum Aufsichtsrat
Der Aufsichtsrat wird sich künftig nach dem Ausscheiden von Joachim Seibel (Bingen) und Marliese Sperber (Würzburg), die sich auf eigenen Wunsch aus dem Aufsichtsrat zurückziehen, aus 5 Mitgliedern zusammensetzen. Die bisherigen Aufsichtsratsmitglieder stellten sich der Wiederwahl und wurden einstimmig in den neuen Aufsichtsrat gewählt, dessen neuer Vorsitzender Lars Otto aus Bad Rodach ist.
Bewegende Verabschiedungen und Würdigungen
Herr Rau dankte Frau Sperber für ihre jahrzehntelange Arbeit für die Gemeinschaft. Er überreichte ihr das Abschiedsgeschenk der Genossenschaft sowie die silberne Ehrennadel samt Urkunde des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes e.V.
Anschließend dankte Herr Rau Herrn Seibel für seine 38jährige Arbeit als Aufsichtsrat, davon seit 2000 als dessen Vorsitzender. Er würdigte seinen Weitblick, seine Souveränität und seine herausragenden Verdienste zum Wohl der Gemeinschaft. Auch Joachim Seibel erhielt ein Abschiedsgeschenk der Genossenschaft sowie die Raiffeisen-Schulze-Delitzsch-Medaille nebst Urkunde des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes e.V. In Anerkennung der um die SABU Schuh-Verbund eG erworbenen besonderen Verdienste wurde Herr Seibel durch gemeinsamen Beschluss von Aufsichtsrat und Vorstand zum Ehrenmitglied der SABU eG ernannt und erhielt die gleichlautende Urkunde hierzu. Joachim Seibel bedankte sich sichtlich bewegt bei Vorstand, Aufsichtsrat sowie den anwesenden Mitgliedern. Er erklärte, dass ihm die Arbeit für die Gemeinschaft immer große Freude bereitet habe und es ihm eine große Ehre war, für die SABU-Gruppe tätig gewesen zu sein. Die Versammlung dankte ihm mit langanhaltenden stehenden Ovationen.
Hochkarätiger Gastredner
Als Gastredner der diesjährigen Generalversammlung konnte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverband Deutschland (HDE) gewonnen werden. Im Handelsverband Deutschland (HDE) sind Unternehmen aller Branchen, Größenklassen und Vertriebswege mit rund 100.000 Betriebsstätten organisiert. Sie stehen für rund 75 % des Einzelhandelsumsatzes in Deutschland. Als Vertreter der drittgrößten Wirtschaftsbranche nach Industrie und Handwerk nimmt der HDE die Verantwortung für jeden zwölften Arbeitsplatz in Deutschland wahr.
Genths Vortragsthema „Restart Now! Zeit zum Handeln – Für die Zukunft des Einzelhandels“ griff die aktuelle Situation des gesamten Einzelhandels auf, denn Monate des Lockdowns hätten ihre Spuren im Handel hinterlassen. Geschlossene Ladentüren, Kundenbeschränkungen und Umsatzeinbrüche haben den gesamten Einzelhandel vor nie dagewesene Herausforderungen gestellt, die ihn jetzt und in Zukunft begleiten würden. Daher sei es an der Zeit, gemeinsam nach vorne zu schauen. Fragen wie: Was bringt die Zukunft für den Handel? Wie kann sicher Handel in einem rasanten, durch technologische Innovationen getriebenen Strukturwandel neu positionieren und sich auf stetig wandelnde Kundenanforderungen einstellen? Wo ist technologischer Wandel unumgänglich, welche klassischen Werte sind unumstößlich? standen dabei im Mittelpunkt des Vortrags. Auf Basis der wichtigsten Grundannahmen für ein realistisches Szenario für die Jahre 2021 und Folgende zeigte Genth die Umsatzprognose des HDE für den Einzelhandel insgesamt sowie gesplittet nach stationärem und Online-Handel für 2021 auf. Der HDE geht davon aus, dass sich das Onlinewachstum aufgrund des veränderten Einkaufsverhaltens der Verbraucher weiter beschleunigen wird. Dieses, ein neues Umweltbewusstsein sowie ein bemerkbarer Wertewandel hinsichtlich der Einkaufsmotive würde eine zukünftige Neuausrichtung der Innenstädte und Geschäfte zur Steigerung der Aufenthaltsqualität erfordern.
Grundvoraussetzung für den stationären Einzelhandel der Zukunft sei laut Genth eine passgenaue Digitalisierungsstrategie, die u.a. die Sichtbarkeit im Netz, Online-Werbung, den Einsatz von Social Media, die Teilnahme an Online-Marktplätzen, eigene Online-Shops, verschiedene Zahlungsmöglichkeiten, eine leistungsfähige Logistik, den Einsatz von Digitalisierung am POS sowie in den Innenstädten umfasst. Der HDE sieht für die nächste Legislaturperiode die Bewältigung von Disruptionen in der Digitalisierung, der Dekarbonisierung und dem demografischen Wandel mit dem Ziel, die private Innovations- und Investitionskraft zu stärken, die öffentliche Transformation zu unterstützen und staatliche Offensiven zu entfesseln.
Vielfältige Möglichkeiten, Berlin zu erkunden
Bereits am Freitag trafen sich rund 140 Mitglieder in einem der ältesten Gasthäuser Berlins, dem Zollpackhof. Mit Blick auf den Kanzleramt genossen die Gäste ein rustikales Buffet mit Berliner Spezialitäten und verbrachten einen gemütlichen Abend unter Freunden.
Am Samstagabend ging es in „Clärchens Ballhaus“. Im Stil der 1920 feierten die SABU-Mitglieder in den historischen Räumen bei Gala-Menü und Jazz und Swing, dargeboten von einer Sängerin und ihrer Drei-Personen-Combo. Viele hatten sich zeitgemäß im Stil der „Goldenen Zwanziger“ gekleidet – mit fransengeschmückten Charleston-Kleidern, Stirnband und Federschmuck oder Hosenträgern, Taschenuhr und Schiebermütze. Angeleitet von SABU-Mitglied Jürgen Wäller, probierten etliche Shimmy, Lindy Hop und Charleston ausgelassen auf der Tanzfläche aus.
Am Sonntag konnten die SABU-Mitglieder unter vier verschiedenen Aktivitäten wählen: Bei der ersten Führung ging es zu Fuß durch das Parlaments- und Regierungsviertel von Berlin, vorbei am Brandenburger Tor und dem Pariser Platz. Eine andere Gruppe erlebten bei einem Spaziergang das wilde Kreuzberg mit seiner Kiezkultur, mit Märkten, Cafés, alternativen Clubs und der Berliner Mauer in der East Side Gallery. Bei der Führung durch die „versteckten Hinterhöfe“ besuchte eine weitere Gruppe 13 der kultigsten Hinterhöfe in der Spandauer Vorstadt, wo alles von Straßenkunst bis hin zu Museen und Galerien zu finden ist. Relaxt ging es bei der Stadtführung auf dem Wasser zu. 60 Besucher der SABU-Generalversammlung genossen die zweistündige Schifffahrt auf dem Sonnendeck, vorbei am Regierungsviertel, dem Reichstag, der Museumsinsel, dem Berliner Dom und dem Humboldt-Forum bis zur Mühlendammschleuse.
Zum Abschluss wartete noch eine typische Berliner Currywurst mit Pommes in der „Ständigen Vertretung“ auf die SABU-Händler, bevor sie die Heimfahrt antraten. So manche nutzten auch die Möglichkeit und verlängerten ihren Aufenthalt in Berlin.
Die anwesenden Teilnehmer waren sich einig, dass die Generalversammlung 2020 in Berlin nicht nur informativ, sondern eine äußerst gelungene und großartige Veranstaltung war.
Die nächste 70. Generalversammlung wird vom 17. bis 19. Juni 2022 im niederländischen Maastricht stattfinden.