Ein Jahr E-Commerce-Kompetenzstelle beim SABU

04.12.2019 –
Ein Experten-Interview mit Dipl.-Kfm. Peter Wagner

 

Dipl.-Kfm. Peter Wagner, Betriebsberater und stellvertretender Leiter der SABU-Abteilung Mitgliederservice

 

Frage 1: Warum hat die SABU Schuh & Marketing GmbH eine Kompetenzstelle für E-Commerce eingerichtet?

Peter Wagner: Der stationäre Facheinzelhandel spürt mehr oder weniger stark, wie ihm der Frequenzrückgang über die Jahre hinweg zu schaffen macht. Die Ergänzung des stationären Verkaufs um E-Commerce kann hier entgegenwirken und bietet einige Vorteile: Es wird zusätzlicher Umsatz generiert, das Personal kann besser ausgelastet und die Artikelvielfalt sowie die Mindestmengen bei den einzelnen Lieferanten können besser aufrechterhalten werden.

Die meisten Einzelhändler im stationären Handel haben jedoch selbst weder die Zeit noch die Erfahrung, die verschiedenen Angebote am Markt genau zu prüfen. Dazu kommt, dass viele Plattformen nur ihre positiven Seiten zeigen oder mit Planrechnungen aufwarten, die z.T. auf unrealistischen Annahmen beruhen. Die SABU GmbH berät ihre Anschlussfirmen individuell, neutral und persönlich, das ist unsere große Stärke. Denn was für den einen Händler genau das Richtige ist, kann für den anderen falsch sein und für den dritten ist es am besten, sich ausschließlich auf sein stationäres Geschäft zu konzentrieren.

 

Frage 2: Welche Fragen werden Ihnen von den SABU-Händlern hauptsächlich gestellt?

Peter Wagner: Das lässt sich im Wesentlichen in folgenden Aspekten zusammenfassen:
Welchen Umsatz(anteil) kann ich mit einem Verkaufskanal generieren? Welche Plattform ist die beste für mich? Welche Ware soll schwerpunktmäßig über einen Kanal verkauft werden? Was bleibt unter dem Strich übrig? Wie funktioniert die technische Anbindung? Und wie muss ich meinen Betrieb von den Prozessen her darauf ausrichten?

 

Frage 3: Was muss ein Schuhhändler grundsätzlich beachten, wenn er E-Commerce als zusätzlichen Verkaufskanal aufnehmen will?

Peter Wagner: Primär muss er rein technisch dazu in der Lage sein, d.h. er braucht ein aktuelles Warenwirtschaftssystem mit EAN-Einpflege mittels EDI-Prozessen. Als zweites muss der Händler kalkulieren, wie groß sein Engagement im Online-Handel sein soll. Mit welchen Produkten sollte E-Commerce überhaupt sinnvollerweise betrieben werden? Ab welchem Umsatzanteil muss für den Onlineumsatz zusätzlich eingekauft werden? Mit wie vielen Bestellungen ist täglich zu rechnen und was bedeutet das für die Ressourcenplanung bei Personal, IT und Räumlichkeiten? Müssen alle Bestellungen bedient werden und in wie weit kann man Einfluss auf die zu akzeptierenden Verkaufspreise nehmen? All dies sind Fragen, die man vorab klären und mit deren Ergebnis man einverstanden sein muss.

 

Frage 4: Welche Plattformen beobachten Sie?

Peter Wagner: Intensiv beobachten wir schon länger Schuhe24, Amazon und Timeline Shopping respektive www.schuhhelden.de, da es momentan die drei am meisten genutzten Plattformen unserer Anschlussfirmen sind. Darüber hinaus gibt es weitere spannende Optionen wie die Zalando Direktintegration über „Connected Retail“, Zalando via die Börse von „Gaxsys“, sowie die Anbindung an die Fremdkanäle von schuhe.de über die Software „Qualibet“. Natürlich beobachten wir auch viele weitere Anbieter am Markt wie Mirapodo, Ebay, Shopfair24, Rakuten, Spartoo, Check24 usw. Es ist vorteilhaft für den gesamten Handel, wenn eine Konkurrenz unter den Systemen entsteht.

 

Frage 5: Welchen Rat können Sie allen an E-Commerce interessierten Schuhhändlern geben?

Peter Wagner: Wenn sich jemand entschließt, online zu verkaufen, dann sollte er die Plattform auswählen, die zu seinen individuellen Anforderungen am besten passt. Er muss außerdem grundsätzlich zu Mehrarbeit bereit sein, denn nur zu delegieren wird nicht funktionieren. Und: In regelmäßigen Intervallen sollte man ehrlich und realistisch nachrechnen, ob der Umsatzzuwachs auch rentabel war. Online-Handel um jeden Preis kann am Ende nicht das Ziel sein, es geht um nachhaltig wirtschaftliches Handeln!

Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

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